Seit 20 Jahren praktiziere ich schon Yoga. 15 Jahre davon fanden relativ regelmäßig einmal die Woche in einem VHS-Kurs statt, der für alle Altersklassen angeboten wurde. Es war ein sehr sanftes, ruhiges Yoga, bei dem man nicht ins Schwitzen kam. Ab es tat meinem geschundenen Körper gut und ich wurde wieder etwas beweglicher. Dann wechselte ich zu einer Freundin, die Yogalehrerin ist. Bei ihr wurde ich wirklich herausgefordert, denn die Übungen standen in keinem Vergleich zu denen, die ich kannte. Die Übungen waren viel dynamischer. Ich merkte, wie mein Körper sich freute, während mein Ego über diese Tortur fluchte. Doch jedes Mal ging ich erschöpft und glücklich wieder nach Hause.
Durch berufliche und private Veränderungen und Corona kam ich nur noch selten zum Praktizieren und Yoga rückte mehr und mehr in den Hintergrund.
Welche Rolle spielen die Gedanken beim Yoga?
In all den Jahren wusste ich, das Yoga nicht nur dazu da ist, den Körper zu bewegen, sondern auch, um den Verstand, die Gedanken im Geist, zur Ruhe kommen zu lassen – alles als Vorbereitung auf die Meditation.
Meine Gedanken pflegten da allerdings eine ganz eigene Praxis: „Don’t stop running!“: Im Gegensatz zu meinem schweren, unbeweglichen Körper, waren sie flink, blitzschnell und immer zuerst da. Sie waren mir gegenüber auch sehr loyal, denn sie waren nicht bereit, sich auf irgendeine imaginäre Wolke zu setzen, um davonzufliegen und mich zu verlassen. Nein, sie bauten sich ihre eigene Rennbahn und machten es sich in meinem Geist gemütlich.
Ich entschloss, das „Ayurvedic Spring Cleanse-Programm“ bei Dr. Janna Scharfenberg zu buchen, um wieder mehr Yoga, Ayurveda (was mir immer schon guttat) und gesunde Ernährung in mein Leben zu lassen und mich zu Achtsamkeit und vor allem Eigenverantwortung zu committen.
Es gab u.a. täglich morgens und abends eine Yoga-Session, die von unterschiedlichen Lehrer:innen aus verschiedenen Studios in diversen Stilen unterrichtet wurden. Was für ein Genuss!
Es gibt eine tiefere Definition von Yoga
Bei Nicole Bongartz, eine der wunderbaren Lehrer:innen, fand ich endlich eine neue Definition von Yoga, die sehr mit mir räsonierte und bei der es bei mir „Klick“ machte. Sie zitierte aus dem Buch von Bhavani Silvia Maki „The Yogi’s Roadmap“*, in dem es um die Auslegung von Pantanjalis Definition „Yogah Chitta Vritti Niroda Ha“ geht, was eben mit dem zur Ruhe kommen der Gedanken erklärt wird. Doch das ist nur ein Teil von Yoga.
“Yoga is the intentional resolution of all self-limiting, self-defeating thoughts, patterns and tendencies within our personal energy field.”
aus „The Yogi’s Roadmap
Yoga ist das bewusste Auflösen aller selbstlimitierenden und selbstzerstörerischen Gedanken, Muster und Tendenzen in unserem eigenen Energiefeld.
Das geht schon viel tiefer und zieht auch das Unterbewusstsein in Betracht, in dem sich negative Gedankenspiralen z.T. schon seit Jahren in unserem System wiederholen.
Yoga beleuchtet, was sich dort im Dunklen abspielt und zeigt Muster auf, die uns vielleicht noch gar nicht bewusst sind.
„Yoga ist mehr als nur das zur Ruhe kommen der Gedanken im Geist, sondern es kann auch eine Veränderung der kompletten Denkmuster mit sich ziehen. Also ein Eliminieren negativer Gedankenmuster und ein Ersetzen durch Achtsamkeit und neue, bessere Strukturen, Gedanken, Muster.
Die Gedanken, die uns belasten, die dürfen sich verändern.“
Nicole Bongartz
Sie sagt auch, dass Aussagen, wie: „Wenn sich einmal deine Persönlichkeit entwickelt hat, kannst du dich nicht mehr verändern.“ „Deine depressiven Tendenzen hast du wahrscheinlich geerbt.“ etc. falsch sind.
Neurowissenschaft und Epigenetik stützen die Yoga-Philosophie: Wir können uns komplett neu erfinden. Wir können unser Gehirn so verändern, dass sich die negativen Tendenzen und Muster im Energiefeld auflösen.
Ist das nicht großartig? Das will ich!
Out of the comfort zone
Wenn wir außerhalb unserer Komfortzone sind, haben wir die unterschiedlichsten Tendenzen: die Schuld zu verteilen oder uns selbst mies, klein oder schwach zu fühlen.
Und wisse, das ist nicht die Wahrheit. Es ist etwas, was du dir als DEINE Wahrheit angeeignet hast über die Erfahrungen, die du gemacht hast, aber es ist keine globale, umfassende Wahrheit.
Nicole Bongartz
Sie sagte das, während wir die Brett-Übung (auch als „Plank“ bekannt) machten und sie ziemlich lange hielten. Während Nicole dabei locker weitererzählte, tauchten bei mir schon die ersten Gedanken auf: Von „Ohh, tut das gut.“ zu „Ich kann nicht mehr!“ über „Wieso hält sie denn immer noch?“ hin zu „Jetzt ist aber mal gut.“ und dann zu „Ich kann das sowieso nicht.“
Wow! Siehst du, welche „Wahrheiten“ ich da über mich ins Feld geschickt habe?
Ich wurde mir dessen bewusst und konnte sie ändern in „Doch, ich kann das.“ „Ich mache es so, wie es für MICH richtig ist.“ „Ich bin dankbar für meinen Körper.“
Wenn wir eine neue persönliche Realität kreieren wollen – ein neues Leben – müssen wir die Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen, die unser Leben bestimmen, auf den Prüfstand stellen und verändern.
Joe Dispenza
Wie setze ich das im Alltag um?
Allem voran bedeutet das natürlich, dass wir ganz achtsam mit unserem Körper und Geist sind und uns unsere Gedanken bewusst machen. Sie liebevoll anzuschauen, anzunehmen („Hej, ich sehe dich.“) und dann zu fragen: „Wozu brauche ich das jetzt noch?“ Und das ist gar nicht mal so leicht in unserem Alltag, weil wir uns, seien wir mal ehrlich, keinen Raum dafür geben. Andere Dinge sind immer wichtiger und wenn wir abends erschöpft auf die Couch fallen, dann werden sich die meisten nicht mehr aufraffen, um eine Yoga-Sequenz einzuschieben.
Deswegen ist es um so wichtiger, dir eine kleine Zeit für dich selbst einzurichten. Als meine Kinder klein waren, habe ich mir morgens den Wecker eine Viertelstunde eher gestellt und diese 15 MInuten für ein paar Yoga-Übungen zum Dehnen und einer kleinen Meditation genutzt. Das klappte gut in den helleren Jahreszeiten, spätestens im Winter brach das Ganze wieder ein.
Mir hilft es, mir wirklich eine Zeit für mich zu blocken und sie als Termin im Kalender einzutragen – mit Erinnerungsfunktion. Very important date with myself!
Kerstin
Was ich daraus gelernt habe
Für diese Achtsamkeit musst du natürlich nicht unbedingt Yoga machen, dafür gibt es auch andere Techniken. Aber Yoga verbindet diese Achtsamkeit mit Meditation und der Bewegung. Das gefällt mir dabei so gut.
Schlussendlich habe ich in den letzten Jahren – auch durch die Kinesiologie-Ausbildung und weiteren Coachings – diesen Zugang zu meinem Unterbewussten vertieft und mir meine „Wahrheiten“ angeschaut und bin erstaunt, was da so alles auftaucht.
Und auch wenn ich schon so lange praktiziere, habe ich festgestellt, dass sich erst jetzt mein Körper mehr und mehr öffnet und beweglicher wird. Das ist nämlich auch so ein kollektiver Glaubenssatz, dass man im Alter immer steifer wird. Nein, wir können auch unseren Körper verändern. In jede Richtung, je nachdem, wie wir uns um uns kümmern und wie achtsam wir sind.
Erzähl doch mal in den Kommentaren, was du für dich machst. Hast du z.B. schon Yoga ausprobiert?
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