Neben den Essays, die ich auf meinem Blog immer wieder einfließen lassen werde, habe ich zusätzlich einen Roman begonnen. Geschichten hatte ich schon immer in meinem Kopf, aber nie herausgelassen. Vor allem, was meine persönliche Lebenserfahrung betrifft. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielen Menschen helfen kann, wenn ich über bestimmte Tabuthemen spreche, die ich erlebt habe.
Die Magie der Idee
Liz Gilbert beschreibt in ihrem Buch Bic Magic, dass Ideen einen quasi anfliegen, dann durchdringen, sich einnisten und Ausdruck verlangen. Aber nur, wenn man dafür offen ist.
Für die Idee, die zu mir gekommen ist, war ich lange Zeit nicht offen. Erst nach einer Begebenheit mit meiner jüngsten Tochter erkannte ich, dass dieses Thema unbedingt Ausdruck finden sollte. Das war der Türöffner: Die Idee konnte bei mir einziehen. Und es war genauso, wie Liz es beschrieben hatte:
Sie umrundete mich wie eine Fliege, sorgte für Herzklopfen und Gänsehaut und fragte mich leise: „Willst du mit mir arbeiten?“ Es brauchte nur noch ein JA, dass ich aus vollem Herzen sagen konnte.
Ich hatte eigentlich eine ganz andere Idee im Kopf, zu der ich schon seit langem immer mal wieder etwas geschrieben hatte. Dennoch spürte ich, dass jetzt der perfekte Moment gekommen war, mich dieser neuen, anderen Geschichte zu widmen.
Ungesprochene Worte
Der Arbeitstitel war schnell gefunden: „Ungesprochene Worte“.
Es handelt von Frauen aus vier Generationen, die es nie gelernt haben, ihre Bedürfnisse zu äußern und dafür einzustehen. Es ist die Geschichte meiner Großmutter, meiner Mutter, mir und meiner Tochter – jede stellvertretend für viele andere Frauen ihrer jeweiligen Generation. Da meine Mutter mich erst sehr spät geboren hat – sie war 42, mein Vater knapp 50 – und meine Großmutter auch erst mit 31 ihre erste Tochter geboren hatte, beinhalten diese vier Generationen quasi noch einige mehr. Ich bin sozusagen schon mit Glaubenssätzen und Denkmustern aus dem 19.Jahrhundert (Kindheit meiner Großmutter) gefüttert worden.
Themen wie Ahnenforschung, das Buch Kriegsenkel“ von Sabine Bode etc. wurden plötzlich für mich sehr interessant.
Nach diesem sehr emotionalen Gespräch mit meiner jüngsten Tochter wurde mir klar, dass das ein Ende haben muss. Das diese genetische und erfahrene Belastung nicht länger weitergetragen wird.
Was passiert mit der Vergangenheit?
Das bedeutet nicht, dass wir die Vergangenheit ungeschehen machen oder verdrängen wollen. Es bedeutet, dass endlich dieser Schmerz aufgelöst werden darf, indem er gesehen wird. Indem er thematisiert und ausgesprochen wird. Der Schmerz, der Auswirkungen auf Entwicklungen und Erziehung hat, der traumatische Erlebnisse in vielen Seelen hinterlassen hat, Angst vor Nähe auslöst und die eigene Identität hinterfragt.
Ich denke, ich spreche damit vielen aus der Seele, die in ähnliche Konstellationen hineingeboren wurden. Wir Frauen dürfen für uns einstehen, für uns, für unsere Gefühle, unsere Gedanken und Emotionen, für unsere Erfahrungen und Bedürfnisse.
Emanzipation und Frauenrechte sind immer noch Thema – wir sollten es nicht für möglich halten. Willkommen im 21. Jahrhundert!
Jetzt wisst ihr, woran ich gerade arbeite.
Schreibt mir gern in den Kommentaren, ob ihr von dem Thema „Kriegsenkel“ bereits gehört habt oder sogar betroffen seid.
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