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Klärung des Begriffs ‚Trauma‘

17.08.2022 | Transgenerationale Weitergabe, Wissen | 0 Kommentare

Traumatisches Ereignis, Trauma, posttraumatische Belastungsstörung… Irgendwie haben wir das alle schon mal gehört, aber was ist das jetzt genau? Und wo ist der Unterschied?

Um das zum klären, habe ich ein wenig recherchiert und es grob angerissen.

Wie entsteht ein Trauma?

Vorab:
Dieses Thema geht sehr tief und ist sehr komplex. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte informiert euch auch selbst zu dem Thema und holt euch ggf. professionelle, therapeutische Hilfe.

Bei der Transgenerationalen Weitergabe, mit der ich mich beschäftige, geht es hauptsächlich um die Weitergabe von Traumata. Aber was ist denn ein überhaupt ein Trauma?

In der folgenden Darstellung habe ich eine Übersicht zusammengestellt, die euch die unterschiedlichen Wege aufweist. 

Der Begriff ‚Trauma‘ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Wunde. Es kann durch körperliche, aber auch durch seelische Verletzungen entstehen. Und genau wie körperliche Wunden können auch seelische Wunden von allein heilen, denn unser Körper verfügt über ausreichend Ressourcen (=Selbstheilungskräfte). Und in einigen Fällen benötigt es eine Wundversorgung durch psychotherapeutische Unterstützung. 

Ich beziehe mich in diesem Artikel auf die seelischen Wunden durch die Ereignisse im 2. Weltkrieg und der Zeit danach, in der eine „Wundversorgung“ in den seltensten Fällen möglich war und die zu dieser undefinierbaren ‚Wolke‘ führen.

Doch nun zur Klärung der einzelnen Begriffe.

Potentiell traumatisches Erlebnis

Einem Trauma vorangegangen ist ein potenziell traumatisches Ereignis, wie z.B. Bombenangriffe, Flucht und Vertreibungen, körperliche, seelische und/oder sexuelle Gewalt, Hunger etc. – entweder selbst erlebt oder als Zeuge beobachtet. Dieses Ereignis ist extrem schrecklich und bedrohlich und kann die Person sogar in Lebensgefahr versetzen. Sie hat Angst und fühlt sich ohnmächtig, schutz- und hilflos. Die normalen Schutzmechanismen (Fight/Flight/Freeze – Verteidigung, Flucht oder Erstarrung), die normalerweise bei Stress aktiviert werden, können nicht mehr eingesetzt werden.

Normalerweise bekommen wir nach solchen Ereignissen Trost, Liebe und Unterstützung, was dazu führt, dass der Körper durch diese Zuwendung seine Selbstheilungskräfte aktivieren und das Trauma – die Wunde – langsam heilen kann. Dabei ist es normal, dass es noch einige Zeit zu schlechtem Schlaf kommen kann oder dass Geräusche oder Bilder auftauchen. 

Sollten diese Anzeichen nach mehr als drei Monaten nicht verschwinden, kann eine aktive therapeutische Hilfe dazu führen, dass diese Wunde heilen kann. 

Keine Schwäche zulassen

In der Kriegs- und Nachkriegszeit war aber meistens niemand da, der sofort seelischen Beistand, Liebe und Trost spenden konnte. Die Personen wurden mit ihrem Schmerz allein gelassen, haben darüber geschwiegen und wurden oftmals noch dafür bestraft. Die nationalsozialistische Erziehungsideologie bestärkte dies, denn man wollte starke Mädchen und Jungen, die keinen Schmerz und keine Schwäche zuließen. 

Dissoziation und PTBS

Das alles führte zu Misstrauen und Rückzug und das Beziehungsverhalten wurde stark beeinträchtigt. Unbewusst kommen jetzt archaische Abwehrmechanismen zum Zug: Es war schier unaushaltbar und die einfachste Lösung war für viele, das Ereignis tief in sich zu vergraben und sich mehr oder weniger wegzubeamen. In der Psychologie spricht man dann von Dissoziation oder dissoziativen Störungen. Die extrem schmerzlichen Gefühle werden in eine gut verschlossene Kiste verbannt. Aber von dort sind sie immer noch indirekt wirksam. Das Trauma ist damit nicht verschwunden oder aufgelöst. Es entwickelt sich eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), welche sich in vielen Formen äußern kann, auf die ich hier aber nicht näher eingehe. Aber eine davon ist das Gefühl von Leere. Die ‚Wolke‘, das ‚Diffuse‘, was ich bereits im Artikel zur Transgenerationalen Weitergabe angesprochen habe, fängt an zu wachsen.

Wichtig zu erwähnen ist, dass nicht jedes belastende Ereignis traumatisch ist. 

Nochmal: Bitte, bitte holt euch therapeutische Hilfe, wenn ihr merkt, dass das Thema mit euch räsoniert. Ich weiß, dass das oftmals schwer ist. Aber ihr seid nicht allein. 

Übrigens: Wertvolle Informationen dazu habe ich im Podcast von Laura Marina Seiler mit Dr. Katharina Drexler gefunden.

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